Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und Digitales, eröffnet die Weltleitmesse der Metallbearbeitung

„Nachdem etliche Jahre sattsam über Digitalisierung und Vernetzung diskutiert wurde, kommt sie jetzt in der Realität der Produktion an“, sagt Carl Martin Welcker anlässlich der Eröffnungspressekonferenz der EMO 2019 in Hannover. Die Fabrik wird smart, Maschinen und Werkzeuge werden intelligent. Sie kommunizieren miteinander und heben die Produktion auf eine neue Qualitätsstufe. Viele Aussteller haben dazu Angebote. Allein zum Stichwort Industrie 4.0 finden sich über 2.000 Einträge auf der EMO-Website.

EMO Hannover zeigt Lösungen für die Megathemen

Große Herausforderungen und Chancen sieht Welcker im Transformationsprozess des größten Abnehmers Automobilindustrie. „Die Elektrifizierung wird nicht durch Schalterumlegen über Nacht kommen. Vielmehr wird es noch viele optimierte Verbrennungsmotoren geben, allein oder in Kombination mit Hybridantrieben“, sagt er. Die Einführung neuer Antriebstechnologien wird zweifellos einzelne Fertigungsprozesse, wie wir sie heute kennen, verändern. Der EMO-Generalkommissar fordert jedoch, dass es für höchst unterschiedliche Anforderungen auch höchst differenzierte Lösungen geben müsse, für Pkw, Nutzfahrzeug, Motorrad, Flugzeug, Schiffsmotor, mobile Maschine oder E-Bike. Um die anspruchsvollen CO2-Klimaziele zu erreichen, sei es umso wichtiger, künftige Antriebskonzepte technologieoffen voranzutreiben, damit sich die jeweils beste Lösung im Wettbewerb durchsetzt.

Für 2030 haben Forscher von FEV Consulting einen globalen Anteil voll elektrifizierter Fahrzeuge von 19 Prozent berechnet. Das bezieht sich auf 118 Mio. Neuzulassungen, die gegenüber 2017 weitgehend stabil bleiben sollen. Sie sprechen darüber hinaus von 64 Prozent weniger Wertschöpfung im Fertigungsprozess beim reinen Elektroantrieb und 24 Prozent höherer Wertschöpfung beim Plug-in-Hybrid.

In diesem Szenario können wegfallende Bereiche in der Fertigung potenziell über neue Anforderungen kompensiert werden. Effizienzverbesserungen bei den verbleibenden Verbrennungsmotoren und Getrieben durch optimierte Oberflächen, die Reduzierung von Geräuschemissionen, der Schutz vor Bauteilverschleiß, der im Hybrid durch das Umschalten von Elektroantrieb auf Verbrennungsmodus bei schneller Fahrt umso intensiver auftritt, die Neuauslegung von Bremssystemen, die wegen der hohen Batteriegewichte benötigt wird, – dies alles verlangt neue bzw. veränderte Produktionsprozesse. Hinzu kommt die flächendeckende Ausrüstung mit Turboladern. Auch für die Fertigung elektrischer Schlüsselkomponenten wie Batterien und Traktions-motoren, aber auch der Leistungselektronik, werden neue komplexe Produktionssysteme benötigt.

Nachhaltigkeit ist Geschäftsmodell der Werkzeugmaschinenindustrie

Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen, wird es ohne intelligente Technik letztendlich nicht gehen. Bei allen Fortschritten stehen immer die Industrieproduktion und damit die Werkzeugmaschine als so genannter Enabler im Fokus. Weniger Energie- und Materialverbrauch, höhere Effizienz bei den Prozessen und gleichzeitig höhere Qualität der Produkte lauten die Anforderungen. „Tatsächlich leistet die Werkzeugmaschinenindustrie dazu einen ganz wichtigen Beitrag, denn Effizienz und Vermeidung von Verschwendung sind quasi ihr Geschäftsmodell“, weiß Welcker.

Die Branche wäre international nicht so erfolgreich, wenn es nicht immer wieder gelänge, neue Materialien zu bearbeiten, – als Beispiel sei der Leichtbau in der Automobilindustrie genannt, – und energieeffizientere Prozesse durch die Einsparung ganzer Bearbeitungsschritte zu etablieren, z.B. durch die Zusammenfassung mehrerer Verfahren in einer einzigen Maschine. Im Zusammenhang mit Industrie 4.0 sprechen wir heute vom Digitalen Zwilling, der die Konstruktion optimierter Maschinen, Bauteile und Prozesse im Computer erlaubt, bevor auch nur ein einziges Gramm an Material in der realen Produktion verbaut wird. Letztlich bedarf auch die Energieerzeugung, konventionell oder regenerativ, anspruchsvoller Produktionstechnik, wenn die notwendige Großteilebearbeitung für Windkraftanlagen oder Kraftwärmekoppelung sowie die Bearbeitung von Solarpanels mittels Laser nach nachhaltigen Prinzipien gelingen soll. Genau dafür steht die Werkzeugmaschinenindustrie.

Auch beim Bau von Werkzeugmaschinen selbst steht Nachhaltigkeit seit jeher im Fokus. Themen, die von der EU derzeit im Rahmen ihrer Hinwendung zur Kreislaufwirtschaft genannt werden, erfüllt die Werkzeugmaschinenindustrie schon länger: energie- und ressourceneffiziente Produktion, lange Lebensdauer, attraktive Überholbarkeit, Updatefähigkeit der Steuerungen, Second und Third Life. Damit sind sie ein gutes Beispiel dafür, wie Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden kann.

Produktionsrückgang für 2019 in Deutschland erwartet

„Die EMO Hannover 2019 findet unter nicht ganz einfachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen statt“, räumt Welcker ein. Nach acht Jahren Hochkonjunktur für die Werkzeugmaschinenindustrie hat sich die weltweite Investitionsgüternachfrage seit dem vierten Quartal 2018 beruhigt. Die Anwender haben ihre Nachfrage im ersten Halbjahr 2019 in allen Weltregionen kräftig zurückgeschraubt. Beim EMO-Gastgeber Deutschland sank der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten ebenfalls um mehr als ein Fünftel. Nicht zuletzt deshalb hat der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) seine Produktionsprognose für Deutschland auf minus 2 Prozent revidiert.

Eine Weltleitmesse wie die EMO Hannover zeigt jedoch frühzeitig, in welche Technologien künftig investiert wird. Neue Angebote durch die Digitalisierung und die Einführung der künstlichen Intelligenz, neue Produkte durch den breiten Einsatz generativer Verfahren u.v.m. eröffnen neue Dimensionen im Hinblick auf Effizienz- und Qualitätssteigerung in der Produktion. Unternehmen müssen sich jetzt mit der eigenen Fitness auseinandersetzen, um sich für die kommenden Jahre aufzustellen, mit strategischer Neuausrichtung, Modernisierung der Produktion, Effizienzsteigerung bei den Prozessen. „Da wird es viele verschiedene Ansätze geben. Die Ideen dafür werden in den kommenden Tagen nicht zuletzt hier auf der EMO Hannover reifen“, sagt der EMO-Generalkommissar.

EMO Hannover 2019 – Weltleitmesse der Metallbearbeitung

Vom 16. bis 21. September 2019 präsentieren internationale Hersteller von Produktionstechnologie zur EMO Hannover 2019 smarte Technologien. Unter dem Motto „Smart technologies driving tomorrow’s production!“ zeigt die Weltleitmesse der Metallbearbeitung die gesamte Bandbreite moderner Metallbearbeitungstechnik, die das Herz jeder Industrieproduktion ist. Vorgestellt werden neueste Maschinen plus effiziente technische Lösungen, Produkt begleitende Dienstleistungen, Nachhaltigkeit in der Produktion u.v.m. Der Schwerpunkt der EMO Hannover liegt bei spanenden und umformenden Werkzeugmaschinen, Fertigungssystemen, Präzisionswerkzeugen, automatisiertem Materialfluss, Computertechnologie, Industrieelektronik und Zubehör. Die Fachbesucher der EMO kommen aus allen wichtigen Industriebranchen, wie Maschinen- und Anlagenbau, Automobilindustrie und ihren Zulieferern, Luft- und Raumfahrttechnik, Feinmechanik und Optik, Schiffbau, Medizintechnik, Werkzeug- und Formenbau, Stahl- und Leichtbau. Die EMO Hannover ist mit über 2.200 Ausstellern aus 48 Ländern der wichtigste internationale Treffpunkt für die Fertigungstechnik weltweit. 2017 zog sie rund 130.000 Fachbesucher aus 160 Ländern an. EMO ist eine eingetragene Marke des europäischen Werkzeugmaschinenverbands Cecimo.

Texte und Bilder zur EMO Hannover finden Sie im Internet unter www.emo-hannover.de im Bereich Presse.

 

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