Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil ergänzte: „Die Wirtschaftskraft Deutschlands und Niedersachsens beruht auf der Stärke der Industrie. Die Aussteller der EMO zeigen, wie es gelingen kann, diese Stärke zu bewahren und auszubauen: mit Präzision, Qualität, Produktivität und vor allem neuen Lösungen der Vernetzung und Digitalisierung.“

Über 2.200 Aussteller (2.131 Aussteller 2013) aus 44 Ländern präsentieren in Hannover bis zum 23. September ihre Maschinen, Lösungen und Dienstleistungen für die Industrieproduktion unter dem Motto Connecting systems for intelligent production. „Das who is who der internationalen Produktionstechnik trifft sich in diesen Tagen auf der EMO. Wir erwarten Chefeinkäufer großer Werkzeugmaschinenanwender, allein organisierte Kundendelegationen aus mehr als 20 Ländern, zahlreiche Vertreter aus der Politik und der Produktionswissenschaft sowie viele, viele Produktionsexperten aus aller Welt“, sagt EMO-Generalkommissar Carl Martin Welcker am Rande der Messeeröffnung. Von der EMO werde eine Initialzündung für die Vernetzung in der Produktion ausgehen. Gezeigt werden aber auch viele Innnovationen und Neuheiten in den klassischen Disziplinen der Produktionstechnik.

Entsprechend hob Luigi Galdabini, Präsident des europäischen Werkzeugmaschinenverbands Cecimo, in seiner Eröffnungsrede die Schlüsselstellung der Werkzeugmaschinenindustrie hervor. „Für eine Woche wird die EMO Hannover zur größten Fabrik der Welt und damit ein erstklassiges Schaufenster für Innovationen“, schwärmte er. Bernd Leukert, Vorstandsmitglied der SAP SE in Walldorf, wies schließlich darauf hin, dass die digitale Transformation nicht nur die Produktion quer durch alle Branchen betrifft, sondern die Gesellschaft als Ganzes umkrempelt.

 

Investitionsgüterindustrie weltweit optimistisch

Die EMO Hannover 2017 findet in einem optimistischen wirtschaftlichen Umfeld statt. Die Stimmung ist gut, die Konjunkturindikatoren weisen nach oben, der IWF hat erst jüngst seine Prognose zum Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts von 3,5 Prozent bestätigt.

Die Industrieproduktion und Investitionen der wichtigsten Kundenbranchen der Werkzeugmaschinenindustrie sollen im laufenden Jahr um 3,4 bzw. 5,6 Prozent wachsen, so berichtet das britische Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics, Prognosepartner des EMO-Veranstalters VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken). Voraussichtlich wird sich Asien bei den Investitionen an die Spitze setzen mit einem Zuwachs von 6,5 Prozent, gefolgt von Europa und Amerika. Beim Werkzeugmaschinenverbrauch werden 3,2 Prozent Plus erwartet. Hier ist Europa knapp an der Spitze, mit einem Zuwachs von 4,0 Prozent. Stabile Treiber sind weiterhin die südeuropäischen Länder Italien und Spanien, aber auch Frankreich, alle drei große Werkzeugmaschinenmärkte innerhalb Europas. Asien kann seinen Werkzeugmaschinenverbrauch 2017 voraussichtlich um 3,5 Prozent steigern. Zum einen hat China seine Durststrecke dauerhaft überwunden und soll 3,9 Prozent zulegen. Zum anderen wird erwartet, dass sich die Asean-Märkte wieder erholen. In Amerika hingegen wird sich der Werkzeugmaschinenverbrauch voraussichtlich wieder stabilisieren. Nach einem Rückgang 2016 soll er 2017 mit 0,5 Prozent leicht wachsen. „Alles in allem bietet die internationale Konjunktur beste Voraussetzungen für anziehende Geschäfte, die auf der EMO Hannover vorbereitet und teilweise auch abgeschlossen werden“, sagt Dr. Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des VDW.

 

Deutscher Werkzeugmaschinenexport boomt

In Deutschland lief das Werkzeugmaschinengeschäft im ersten Halbjahr 2017 gut an. „Wir liegen voll auf der Linie unserer Erwartungen“, kommentiert Prokop das Ergebnis. Die Produktion stieg um 3 Prozent, die Beschäftigung hat um 2,3 Prozent auf 70.360 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angezogen. Die Kapazitätsauslastung lag im Juli dieses Jahres bei fast 95 Prozent, der Auftragsbestand betrug 7,1 Monate.

Im ersten Halbjahr boomte der Export. Er stieg doppelt so stark wie die Produktion. Der Auftrieb kam vor allem aus Asien. Hier legten die deutschen Ausfuhren mit 16 Prozent kräftig zu. China, wichtigster Markt, war mit 18 Prozent wieder klar auf Wachstumskurs und zog andere asiatische Länder mit. Bemerkenswert stark ist der Exportzuwachs nach Japan mit 60 Prozent. Auch Indien und Taiwan sind deutlich positiv.

Die Ausfuhren nach Amerika sind ebenfalls mit 11 Prozent zweitstellig im Plus. Das Geschäft mit den USA blieb unbeeindruckt vom regierungspolitischen Kurs erfolgreich und stieg um 15 Prozent. Das Exportwachstum nach Mexiko beruhte noch auf dem dicken Auftragspolster der Vorjahre. Die internationale Automobilindustrie hatte lange kräftig investiert. Dieser Boom läuft nun aus. Die Aufträge sind stark eingeknickt. Brasilien hingegen hat von niedrigem Niveau ausgehend die Talsohle im Export überwunden.

Europa blieb mit 1 Prozent Minus leicht unter Vorjahr. Frankreich konnte sich mit einem Anstieg um 21 Prozent jedoch als drittgrößter Markt hinter China und den USA platzieren. Die Sorgenkinder Russland und Türkei zeigten sich im Export zwar leicht positiv, die aktuelle Auftragslage ist dagegen deutlich im Minus. Das gilt ebenfalls für Großbritannien, wo sich der Brexit-Effekt allerdings auch in den Exporten widerspiegelte.

 

Produktionswachstum bestätigt

Zwar sank der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie im ersten Halbjahr 2017 insgesamt leicht um 1 Prozent. „Das bedeutet jedoch nur, dass wir unser hohes Auftragsniveau weitgehend halten konnten“, sagt VDW-Vorsitzender Prokop. Die Inlandsaufträge verloren 15 Prozent. Die Auslandsbestellungen stiegen um 6 Prozent.

Für das zweite Halbjahr 2017 wird von einer deutlich besseren Entwicklung vor allem im Inland ausgegangen, u. a. weil Basiseffekte, die noch eine Rolle gespielt hatten, entfallen. Ein erster Lichtblick zeigte sich bereits im Juli. Die Inlandsbestellungen stiegen um 28 Prozent. Darüber hinaus vermeldet der Maschinenbau als wichtige Abnehmerbranche eine gute Auftragsentwicklung. Zudem ziehen auch die Investitionen der deutschen Industrie wieder an, da deren internationales Exportgeschäft dynamischer läuft. Bisher war die inländische Konjunktur eher vom Konsum und von Bauinvestitionen getragen.

„Alle Ampeln stehen auf Grün“, sagt Prokop. „Angesichts der vielversprechenden Rahmenbedingungen erwarten wir eine Punktlandung für unsere Produktionsprognose von Anfang des Jahres mit plus 3 Prozent“, bekräftigt er. Die EMO warte mit vielen Innovationen in allen technischen Bereichen auf und werde den Investitionen damit starke Impulse geben. In der laufenden Woche erwartet die Fachbesucher in Hannover ein hochkarätiges Angebot der internationalen Aussteller, aber auch ein vielfältiges Rahmenprogramm, das sich mit Märkten, Technologien, Vernetzung und Sicherheitsaspekten in der Produktion beschäftigt. „Wir freuen uns auf die Besucher aus aller Welt“, sagt EMO-Generalkommissar Welcker abschließend.

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