Keine Sorge, damit sind Sie in bester Gesellschaft. Ob Professoren der Politikwissenschaft, Mitglieder politischer Parteien oder Journalisten: selbst in politisch hoch interessierten Kreisen tut man sich bei dieser Frage schwer. Zu sehr haftet dem Europäischen Parlament der Ruf einer gewissen Minderwertigkeit und seinen Mandatsträgern das Stigma weggelobter Herren (und weniger Damen) an, als dass wir uns regelmäßig mit ihnen auseinandersetzen würden. Die Stille, die wir noch 60 Tage vor der Europawahl auf sämtlichen Kanälen erlebten, sprach jedenfalls Bände.

Doch was hat uns das Europäische Parlament eigentlich getan, dass wir Bernd Stelters Karnevalswitze über Annegret Kramp-Karrenbauers Doppelnamen ernsthafter diskutieren als die Wahlprogramme der Parteien? Müssten wir so kurz vor der Wahl nicht viel mehr darüber sprechen, wer und was da eigentlich gewählt werden soll, als darüber zu streiten, ob die Fachhochschule Frankfurt am Main einen führenden Vertreter der AfD zu einer Informationsveranstaltung einladen sollte?

Europa hat mehr Leidenschaft verdient. Leidenschaft, die sich nicht darauf beschränkt, Populisten die Leviten zu lesen und den Brexit als Schnapsidee zu verurteilen. Sondern Leidenschaft, die den historischen Errungenschaften der Europäischen Union gerecht wird: Frieden, Freiheit, Wohlstand, ein Gewicht Europas in der Welt.

Das gilt umso mehr, als richtungsweisende Entscheidungen bevorstehen. Einerseits wird das Verhältnis der Europäischen Union gegenüber Chinas neuer Seidenstraße geklärt werden, andererseits der deutsch-französische Motor für neuen Schwung sorgen müssen. Grundsätzlich werden die neuen Mehrheitsverhältnisse nach dem EU-Austritt des wirtschaftsfreundlichen Vereinigten Königreichs für Spannung sorgen, die eine klare Verschiebung in Richtung des wirtschaftskritischen Mittelmeerraums zur Folge haben.

Bürger sind deshalb (genauso wie die exportorientierte Werkzeugmaschinenindustrie) gut beraten, an dieser Stelle auf den amerikanischen Präsidenten zu hören. Der twitterte zuletzt am 12. Januar in Richtung seiner Gegner: „Elections have consequences!“ Auch die Europawahl wird Folgen haben. Bis zum 26. Mai können wir mitentscheiden, welche es sein werden.

Initiative Go Vote – Maschinenbau wählt Europa

Der VDW unterstützt die Initiative des VDMA Go Vote – Maschinenbau wählt Europa und ruft seine Mitglieder sowie deren Belegschaften zur Teilnahme an der Europawahl auf. Die Pressemitteilung des VDMA im Worlaut:

Pünktlich zum Auftakt des Europawahlkampfs lanciert der VDMA heute seine Initiative Go Vote – Maschinenbau wählt Europa. Mit der Initiative ruft der Verband seine Mitglieder und deren Belegschaften auf, sich an der Europawahl am 26. Mai 2019 zu beteiligen.

„Die nächsten fünf Jahre sind wegweisend für die Zukunft Europas und die Entscheidung darüber sollten wir nicht einer Minderheit überlassen. Deshalb rufen wir unsere Mitglieder und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, sich aktiv an der Debatte über ein zukünftiges Europa zu beteiligen und am 26. Mai bei den Europawahlen ihre Stimme abzugeben“, sagt Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des VDMA.

Der Maschinenbau ist eine durch und durch europäische Branche.

Die Unternehmen des Maschinenbaus arbeiten selbstverständlich über Landesgrenzen hinweg zusammen und vermarkten ihre Produkte und Services von Europa aus in die ganze Welt. „Wir sind überzeugt, dass Europa die vor uns liegenden Herausforderungen nur als Einheit meistern kann. Unseren Wohlstand sichern, die Chancen der Digitalisierung nutzen, einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt sicher stellen, die europäischen Werte in der Welt vertreten – all das kann kein einzelner Staat leisten, sondern nur ein Europa, das mit einer Stimme spricht und das demokratisch legitimiert ist“, sagt Thilo Brodtmann.

Der VDMA ermuntert seine Mitglieder, sich der Initiative Go Vote – Maschinenbau wählt Europa anzuschließen. Ziel ist es, insbesondere junge Menschen aus der Industrie zur Wahlteilnahme zu ermuntern.

Mehr zu Go Vote – Maschinenbau wählt Europa finden Sie hier, inklusive eines Toolkits für Unternehmen zum Download (Factsheet, Poster, Banner für Social Media).

Kommentar: Stefan Schwaneck (erstmals im Branchenreport April 2019 erschienen)

Pressemitteilung: VDMA, 24. April 2019