2009 zählte die Römheld GmbH aus Laubach noch zu den Einsteigern bei Spanntechnik für die W+F-Branche, denn die meisten kannten das Unternehmen nur wegen seiner Werkstückspanntechnik. Heute ist es auch im Werkzeug- und Formenbau eine bekannte Größe – etwa bei Stellzylindern, verdrehgesicherten Zylindern oder Schiebern. Hydraulik-Zylinder dienen beispielsweise zum Betätigen von Kernzügen. Geschäftsführer Hans-Joachim Molka: „Aber es gibt bei der Hilma-Römheld GmbH auch ein umfassendes Programm für das Aufspannen der Werkzeuge und Formen auf Pressen, Spritz- und Druckgussmaschinen.“ Anfang des Jahres 2017 folgte außerdem die Gründung des Joint-Ventures Römheld Rivi GmbH (Partner: Rivi Magnetics S.r.L., Sassuolo/Italien), das auf die Magnetspanntechnik für W+F-Einsätze spezialisiert ist, die – so Molka – „ganz neue Freiheitsgrade und hohe Flexibilität gewährleistet.“
Der Einstieg in diese Technik zeigt, dass Römheld auf verschiedene Antriebs-Spielarten setzt. „Wenn es um Feinregulierung oder Vernetzung in Industrie 4.0 geht, sind elektromechanische Spannsysteme im Vorteil. Wenn Sie große Kräfte auf kleinstem Raum benötigen, ist die Hydraulik ganz klar vorne“, betont der Geschäftsführer. „Als Anbieter mit dem weltweit größten Spanntechnikportfolio wollen wir uns innovativ zeigen. Deshalb entwickeln wir die Antriebsarten weiter und setzen für die Zukunft auf unterschiedliche Antriebsarten bzw. -technologien.“

Interaktive Echtzeitsteuerung des Fertigungssystems

Aber auch die Hype-Themen Automatisierung und digitale Transformation wirken sich auf die Spanntechnik aus. Für Molka ist Spanntechnik dabei als integraler Bestandteil von Fertigungssystemen mehr als nur reine Hardware. „Die Spannkomponenten liefern Daten an das Gesamtsystem und tragen damit zur interaktiven Echtzeitsteuerung des Fertigungssystems bei“, erklärt der Experte. „Technisch kann die Branche schon einiges liefern. Das Spannende an Industrie 4.0 werden die sich daraus ergebenden Geschäftsmodelle sein.“ Mehr dazu erfahren Besucher in der Moulding Area und beim VDMA-Spanntechnik-Forum, das Mitinitiator Molka moderiert.
Wie sich mit Spanntechnik für die digitale Fertigung die Wertschöpfung verbessern lässt, beschreibt auf dem Forum Stefan Nitsche, Leitung Produktmanagement bei der Hainbuch GmbH aus Marbach. Er zeigt, wie sich Rüst- und Wartungszeiten im Vorfeld senken und durch produktive, prozesssichere Maschinenlaufzeiten ersetzen lassen.
Das betrifft in besonderen Maße Werkzeug- und Formenbauer, die heute laut Nitsche besonderen Wert „auf schnelle Wandlungsfähigkeit und Rüstzeitminimierung durch Schnellwechselsysteme wie Centrotex“ legen. Der Kunde möchte keine Zeit verlieren und schnellstmöglich mit dem für sein Werkstück geeigneten Spannmittel zerspanen. „Parallel dazu spüren wir eine sehr starke Nachfrage nach unserer mini-Baureihe“, sagt der leitende Produktmanager. „Diese Futter haben 30 Prozent weniger Masse, einen um ein Drittel geringeren Futterdurchmesser, und sie sind kompatibel mit dem flexiblen Baukasten-System.“ So könne ein Anwender mit einem Adaptionsspanndorn in 30 Sekunden von Außen- auf Innenspannung umrüsten.

 

Prozesse aufwandslos selbstregeln

Auf der METAV 2018 in Düsseldorf dürfte auch das automatische und intelligente Spannen eine wichtige Rolle für Werkzeug- und Formenbauer spielen. Hainbuch mischt auf diesem Gebiet schon seit einem Jahrzehnt mit: 2007 zählte das Unternehmen mit dem Toplus IQ Futter zu den Pionieren der intelligenten Spanntechnik. Inzwischen würden schon viele Anwender erkennen, wieviel Nutzen ihnen das Messen der Spannkraft, die Bestimmung des Verschmutzungs- und Wartungszustandes sowie die auf 0.01 mm exakte Detektion des Spanndurchmessers bietet. Nietsche: „So lassen sich Bearbeitungsprozesse aufwandslos selbst regeln. Ein kostenintensiver Maschinenstillstand mit händischem Eingriff findet nur dann statt, wenn die Parameter aus der Vorgabe geraten.“ Dazu ein Beispiel: So kann sich die Spannkraft wegen Verschmutzung oder Ausspülung des Spannfettes ändern. Das intelligente Spannmittel erkennt die Veränderung und empfiehlt Wartung (z. B. Reinigung des Spannfutters). Im Bereich der Automatisierung setzen laut dem Experten bereits viele Automatisierungsfirmen, Maschinenhersteller und Endkunden auf den „automatisierten Spannkopf- und Werkstückanschlagwechsel“.

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